Ab 1986 fing auch Lies Pressel an, Kurse zu halten. Sie fasste ihre Erfahrungen 2010 zusammen:
„Zunächst hielt ich die Kurse nach dem einst gelebten Vorbild ab: auf eine Woche Ausbildung folgte etwa ein halbes Jahr „Pause“ (zum Üben). Bald bemerkte ich, dass ein Teilnehmer nach einwöchigem Kurs sich als „Presselmasseur" bezeichnete und keine Fortsetzung der Ausbildung anstrebte. Da ich mich den Patienten gegenüber verantwortlich fühlte (und fühle), war mir dies ein großes Problem. Zudem habe ich immer wieder gemerkt, wie verunsichert und überfordert die Schüler sich fühlen, wenn sie nah nur einer einzigen Einführungswoche schon selbstständig üben sollen. Ein erfahrener Kollege riet mir, dreiwöchige Anfangskurse anzubieten. Der Gedanke war, dass dann die Schüler ein grundlegendes Können mitnähmen und außerdem nur Menschen teilnähmen, die es ernst meinen und nicht nur „schnuppern“ wollen. So wurde es gemacht, aber nach drei Wochen hieß es oft: „ach, wenn wir jetzt noch eine Woche hätten…“ Auch darauf bin ich eingegangen. Im Laufe der Zeit wurde es jedoch immer schwieriger, von den Interessenten zu verlangen, dass sie vier Wochen von zuhause weggingen, unter Anderem, da es oft Mütter mit jüngeren Kindern waren oder Menschen, die den Kurs nicht als Berufsausbildung anwenden konnten. So wurde der Lehrplan wieder verwandelt: zunächst in eine dreiwöchige Ausbildungseinheit mit anschließend etwa drei Monaten zum selbstständigen Üben, dann wieder zwei Mal zwei Wochen Kurs mit dreimonatiger Übzeit, schließlich acht Tage Kurs mit Prüfung und ärztlichem Seminar.
In der heutigen Lage ist auch dies zu lang für viele, daher biete ich jetzt auch viermal zwei Kurswochen an, mit jeweils etwa drei Monaten Übzeit dazwischen. Diese Zeiteinteilung habe ich auch in anderen Städten und im Ausland eingehalten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die ersten zwei Wochen – zwar knapp aber immerhin – ausreichen, um die Grundlagen und die Grundbegriffe anzulegen, sodass der Schüler anschließend an sogenannt gesunden Personen üben kann.
Im nächsten Abschnitt werden dann viele zusätzliche Abläufe angelegt und geübt: was ich aus der Massage von Dr. Hauschka mit eingebracht habe, erfordert technisch eine vollständig andere „Handhabung“ der eigenen Hände. Auf diese Unterschiede wird ein besonderes Augenmerk gerichtet, sie müssen verstanden und erübt werden. Ihre Gegensätzlichkeit macht sie unübertroffen in ihren Ergänzungsmöglichkeiten, doch nur eine umfassend und gründlich ausgebildete Hand kann diesem Anspruch gerecht werden. Die Hintergründe dieser Massage können entdeckt werden in den Qualitäten der sieben Planeten, denen wir im täglichen Gespräch versuchen, näher zukommen.
Im dritten und vierten Abschnitt wird viel an Fallbeispielen gearbeitet und an der Komposition des Therapieprozesses, sowohl theoretisch als auch praktisch. Man kann von einer Komposition sprechen, mit vielen Klangfarben, die von jedem Massierenden allmählich sein eigenes Timbre bekommt. Durch jahrelanges Üben werden die Hände immer sensibler und geben die Impulse immer subtiler weiter, sodass aus einer Massage ein Kunstwerk werden kann: eben eine „Heilkunst“.
Diese Schulung geht natürlich weit über den Kurs hinaus.
Klar ist, dass jeder Masseur auf die Dauer seine eigene Handschrift bekommt. Das ist ein gutes Zeichen, wenn die Grundstruktur und Grundintension so gründlich verarbeitet sind, dass es nicht zu einer Verfälschung führt. Bei jeder Veränderung muss der Masseur sich ganz bewusst sein über das Warum und das Wie. Dann kann sie zu einer Bereicherung werden.
Das ideale Schema für diese Ausbildung wäre, wenn zuerst drei Wochen Grundkurs (jeweils mit der genannten Übzeit) gefolgt würden von zwei Blöcken à zwei Wochen, zuletzt eine Woche mit ärztlichem Seminar und Prüfung, und „Masterklass“ an Wochenenden einmal jährlich. Dass die dazwischen liegende Zeit zum Üben drei Monate nicht wesentlich übersteigen sollte, hat den Grund, dass eventuelle sich einschleichende Fehler bald korrigiert werden können.
Viele Menschen haben den starken Wunsch, helfend wirken zu können. Strenge Selbstdisziplin und Opferbereitschaft sind Voraussetzung. Dies wird in den Kursen vermittelt.
Es war Dr. Pressels Überzeugung, dass es für das Erlernen dieser Massage grundsätzlich keine medizinischen Vorkenntnisse brauche. Wichtig war ihm hingegen eine grundlegende Kenntnis des anthroposophischen Menschenbildes, unter Anderem der sogenannten Wesensglieder. Auch wird körperliche und seelische Gesundheit vorausgesetzt. Entscheidend für Dr. Pressel war, dass er jedem, der einen Heilimpuls in sich trägt, Mittel in die Hand geben wollte, diesen auch umsetzen zu können.“
Nach diesen Gesichtspunkten hat Lies Pressel ihre Kurse ab 1986 bis etwa 2013 gehalten, teils bei sich zuhause, teils in verschiedenen Ländern: In Leipzig/DDR, in Jaroslawl/Russland, in Odessa/Ukraine, in Järna/Schweden, in Budapest/Ungarn, in Pretoria/Südafrika, in Roncegno/Italien, und einmal in Barcelona/Spanien.
Ihre Schülerin Barbara Kuchelmeister hat die Kurse in Italien weitergeführt. Ihre Schülerin Elma Pressel gibt seit 2015 Kurse in Taiwan und Thailand.